
Ist man hier gelandet, hat man seine persönliche Mobilitätswende geschafft. Foto: Beat Jau, unspash.com
Die Mobilitätswende ist eine logische Schlussfolgerung aus den Maßnahmen, die jetzt – nach erfolgreicher Klage der Jungen beim Bundesverfassungsgericht – in der Energiepolitik in den nächsten Jahren umgesetzt werden müssen.
Ich habe mal wieder zu viele Kommentare in verschiedenen Medien gelesen, bin am Boden zerstört und halt mich an der Hoffnung fest, dass besonders dumme, ignorante Menschen sich gerne mitteilen, während die Gescheiten nachsichtig oder gequält lächeln, resigniert abwinken oder – wenn die Pandemie soweit überstanden ist – wieder mit ihren FfF-Kindern auf die Straße gehen.
Der April war ziemlich kalt und der Mai wird vielleicht dem Bauern mehr Freude machen als dem Freizeitsportler. „Von wegen Erderwärmung“ lästert der Klimawandelleugner. Deutschland ist für 2% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Pah, das ist ja fast nichts – hört man häufig – sollen doch die anderen erst mal was machen. Wir werden CO2-Neutralität aber nur erreichen, wenn alle vor der eigenen Haustür kehren und nicht mit dem Finger auf die anderen zeigen. Zumal die Chancen und Möglichkeiten regional sehr verschieden sind. In unserem Land wäre vieles möglich.
Was stimmt nicht mit uns?
Da gibt es Menschen, die entdecken erstmalig ihren Sinn für Naturschutz ausgerechnet, wenn es um Kiefernholz-Plantagen geht, während durch den Kohleabbau viele Jahrzehnte lang wichtige Urwälder und Biotope weggegraben wurden. Flüge für 29 € mehrmals im Jahr oder wahnwitziger Massenkonsum von ökologisch fragwürdigen Industrieprodukten werden als selbstverständliches Grundrecht wahrgenommen.
Wird die Mehrheitsmeinung erst umschwenken, wenn wir einen klimabedingten Kollaps der Agrarwirtschaft hautnah erleben? Oder erst dann, wenn eine Pandemie nach der anderen uns in Beschränkungen, Krankheit und Tod zwingt? Ich habe neulich mitbekommen, dass auch unsere heimischen Mücken hohes Potenzial haben, Viren, die von tropischen Mücken eingeflogen werden, aufzunehmen und zu verbreiten. Na danke.
Muss sich unser Leben erst so sehr verschlechtern, dass die Mehrheit erkennt, dass ein „weiter so“ nicht mehr funktioniert? Das wäre fatal. Darauf sollten wir nicht warten. Und wir sollten uns nicht die Frechheit erlauben, den nächsten Generationen ein fatales Erbe zu hinterlassen.
Es braucht einen Politikwechsel
Marktwirtschaft, Agrarwirtschaft, Forstwirtschaft – die allesamt profitorientiert jedwede Kosten – durch für sie unnötigen Zusatzaufwand in Kurzzeitrealisierung – ablehnen müssen, weil der Wettbewerb keinen Spielraum lässt, sind nicht in der Lage, ungezwungen die Nachteile der Klimakrise einzupreisen. Auch nicht den Menschen zu Liebe, denen heute schon bewusst ist, worauf wir als Gesellschaft zusteuern. Hier sind politische Vorgaben notwendig, wie eine wesentlich höhere CO2-Bepreisung. Und wer notwendige Einschränkungen nur als Verbote abtut, dem sag ich: „Heul doch!“
Ich möchte keinen Verkehrsminister, der uns nur Geld kostet, weder bei der digitalen Infrastruktur noch bei den Verkehrskonzepten irgendwas auf die Reihe bekommt. Ich möchte keine Landwirtschaftsministerin, die die Großbauern machen lässt und pampert, die Kleinen untergehen lässt und die Wildtiere für die Zustände unserer Wälder verantwortlich macht und zum grenzenlosen Abschuss frei gibt.
Zentraler Punkt bei einem Politikwechsel ist aber: die Energiewende endlich konsequent umsetzen – mit allen technologischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten:
- Frühzeitigerer Kohleausstieg
- Windenergieausbau
- Solarausbau
- Bürgerenergie
- Speicherung der Erneuerbaren
- Intelligente Netze
- Kostenkontrolle durch Transparenz
Alles das wurde bisher politisch eher gebremst als gefördert. Welche Eigendynamik könnte entstehen, wenn man die Lobbyisten von den Bremsen flitscht? Wenn „Rechenfehler“ in Studien schneller erkannt werden. Oder sollte man sagen: schneller enttarnt? (Ich habe im Übrigen nur einen Strohhut. 🧙♀️)
Was wäre wenn?
- Wie sieht dann der deutsche Strommix 2030 aus? Gibt es eine Überraschung?
- Sind wir mal vorwitzig optimistisch: sollten wir da schon nahe der 100% CO2-Neutralität sein?
- Wie wäre es mit noch ein bisschen Überschuss bei den EE nach ausreichender Speicherung?
- Sauberer Strom aus allen Steckdosen in 8 Jahren?
- Bin ich verrückt? (Das war eine rhetorische Frage, ich bitte darum, sich Antworten zu verkneifen 😂).
Wir sollten die Stärke unseres Wirtschaftssystems nicht unterschätzen.
Wenn wir uns also diesem Zustand nähern: Was – um alles in der Welt – wollen wir dann noch mit Fahrzeugen, die während der Fahrt Zeug verbrennen, CO2 emittieren und mit weiteren Leckereien die Luft verpesten?
Der wichtige grüne Wasserstoff – der sehr energieintensiv hergestellt werden muss und lange nicht an die Effizienz einer Elektrobatterie heranreicht – wird in verschiedenen industriellen Anwendungen benötigt. Hier Produktionsmöglichkeiten zu schaffen, wird ebenso eine schwierige Aufgabe in den nächsten Jahren. Die Pkw ausreichend damit zu versorgen bleibt ein Traum derer, die sich entschieden haben, BEV doof zu finden oder sich haben Wasserstoffaktien andrehen lassen (ich weiß, es ist ein Zukunftsmarkt im industriellen Bereich). Wasserstoff im Pkw ist zu ineffizient wegen des schlechten Wirkungsgrades, zu teuer, zu unpraktisch und in der Menge erst mal nicht verfügbar. Herbert Diess, Vorstand Volkswagen, hat das rechtzeitig erkannt.
Falls es aber doch noch gelingen würde, E-Fuels ökonomisch und ökologisch sinnvoll herzustellen, bin ich natürlich technologieoffen. Ja, technologieoffen muss man immer sein. Völlig offen ist der Ausgang dieser Geschichte. Und ich weiß nicht, ob ich jemals wieder beim Einsteigen so ein Glücksgefühl bei einem Verbrenner (mit alternativem Kraftstoff) haben werde, wie jetzt bei meinem BEV. Falsch. Ich weiß, dass ich das nicht haben werde.
Die Mobilitätswende ist logisch
Und damit liegt die Entscheidung bei der Mobilitätswende klar vor unseren Augen.
Wir fahren in Zukunft mit sauberem Strom.
Und wo immer auch Batterien für Elektroautos hergestellt werden – auch dort wird der Anteil der Erneuerbaren zunehmen. Ob es sich noch lohnt, dass Raffinerien von dem für sie speziell verbilligten Kohlestrom zur Kraftstoffherstellung auf 100% EE umstellen? 😉
Mir ist klar, den meisten hier auf Teslarista ist das alles klar. Ich hab auch von niemandem einen Bildungsauftrag erhalten. Ich glaube aber, regelmäßig muss man etwas Ausgleich schaffen, zu nicht belegtem Meinungsschrott.
Etwas finde ich dabei zusätzlich spannend: Wie viele und welche neuen Arbeitsplätze werden durch diese Aufgaben in allen angesprochenen Bereichen in Zukunft entstehen? Darüber sollte man immer wieder sprechen und die Chancen deutlich benennen.
Ich setze da große Hoffnungen auf unsere neue Bundeskanzlerin Annalena. Wenn sie es nicht schafft, dann haben wir in D eine weitere historische Chance vertan.
jm2ct
Super Artikel, Dankeschön Pamela. Es könnte so einfach sein… wenn jeder nur von seiner Bequemlichkeit nur ein Stück wegrückt könnte man als Gesellschaft gemeinsam Berge versetzen. Stattdessen sieht jeder sein eigenes Ego als Zentrum des Universums und es wird nichts geändert. Selbst bei so etwas kleinem wie dem Geschwindigkeitslimit ist keiner bereit für seine Kinder etwas seiner eigenen „Zeit“ durch niedrigere Geschwindigkeit zu opfern, dann lieber die eigenen Kinder ins Messer laufen lassen. Abartig. Wie soll man mit so einer Gesellschaft etwas Großes erreichen?
Eben einen Artikel gelesen von den Schweizern und ihrer „H2- Strategie“.
Tagesanzeiger
PS: die wirklichen Experten der Schweizer kommen aufs selbe/ähnliche Ergebnis, wie hier unsere Pamela.
Und jetzt noch eine kritische, aber wesentliche Anmerkung:
1. CO2 ist nicht giftig. Aber andere Eigenschaften, die in Erderwärmung münden, wollen wir dennoch nicht haben.
2. Bei einer Verbrennung mit Luft entstehen verschiedene Gifte, wie z.B. nitrose Gase.
Wer glaubt, daß mit eFuels alles eitel Sonnenschein ist, kann das ja mal tanken und dann die Abgase durch den Innenraum leiten.
Ich wäre schon lange dafür dass Verbrenner auch ihren Sauerstoff dabei haben müssten.
Das gäbe eine saubere Verbrennung für jene die trotzdem noch einen Verbrenner fahren wollen!
Zuerst einmal eine angenehme Ergänzung. daß auch der eine oder andere Energieversorger sinnvolle Äußerungen abgibt.
Zitat: „Verbraucher sollten aus Sicht des Energiekonzerns EnBW nicht die Kosten für Ausbau und Sanierung der Stromnetze schultern müssen. Das sei nicht die Aufgabe des Steuerzahlers, sagte EnBW-Chef Frank Mastiaux am Mittwoch bei der Online-Hauptversammlung des Karlsruher Versorgers.“
Das Problem ist halt, dass regelbare Netze teurer sind im Unterhalt. Hier in AT gelten die Stufengeschalteten Transformatoren (oder wie die heißen) nicht als regelbar und benötigen deshalb keinen Serviceplan.
Ist wohl auch eine gesetzliche und bürokratische Auslegung, technisch natürlich auch. Es bleibt also durchaus die Frage, wer übernimmt die Kosten der höheren Netzkosten?!